In einem Dirndl macht man (Frau) immer eine gute Figur.
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Deswegen zeige ich euch heute mein Sommerdirndl aus Leinen.
Während meines Studiums habe ich die Liebe zum Nähen entdeckt.
Schuld daran war meine Mitbewohnerin, eine gelernte Trachtenschneidermeisterin, die sich noch einmal umentschieden hat um Innenarchitektur zu studieren, aber nebenbei ihrem alten Beruf treu geblieben ist.
Danke Margarete!
Mit ihrer Hilfe habe ich damals das erste Dirndl selbst genäht, ohne jegliche Vorkenntnisse im Nähen gehabt zu haben.
Von da an war ich „angefixt“
Es ist immer wieder faszinierend für mich, wie man aus einem einfachen Stück Stoff ein dreidimensionales Kleidungsstück entstehen lassen kann - nur Anhand von ein paar Nähten und Schnitten.
Back to the Roots
In den Anfängen meiner Nähhistorie konnten die Dirndl gar nicht genug Rüscherl, Strass, Schleiferl und Spitze haben.
Das war auch zu der Zeit, wo die Dirndl wieder voll in Mode kamen. In meiner Jugend (lange ists her ;o) sah man auf Volksfesten kaum jemand in Tracht (mal abgesehen ein paar Irrläufern im Bereich „Landhausmode“)
Mittlerweile hat sich die Tracht wieder voll etabliert und man wird auch außerhalb eines Volksfestes nicht schief angeschaut wenn man ein Dirndl anhat. (zumindest nicht hier bei uns in Bayern ;o) )
Schon seit einigen Jahren ist auch die „Glitzerwelle“ wieder abgeflaut und man besinnt sich wieder auf die Ursprünge der Tracht.
Das (Wasch-)Dirndl und die Lederhosen waren früher die Kleidung der einfachen Landbevölkerung und als Arbeitskleidung gedacht.
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die schlichten, und für damalige Maßstäbe bequemen Kleider von den betuchten Sommerfrischlern aus der Stadt entdeckt, die immer zahlreicher den Urlaub auf dem Land für sich entdeckten
Weniger ist manchmal mehr
Je neuer meine Dirndl gegenüber den Anfängen sind, desto schlichter sind sie geworden. Viele meiner Dirndl waren recht festlich (Brokat & Froschgoscherl)
Da aber alleine der Schnitt eines Dirndls schon für Aufsehen sorgt braucht es gar nicht mehr viel an „Zierrat“ um eine Frau perfekt in Szene zu setzen.
Egal ob man viel oder wenig „Holz vor der Hüttn“, etwas mehr oder weniger auf den Hüften hat – ein Dirndl kaschiert an den richtigen Stellen und rückt immer alles in die richtige Position.
Bisher waren meine Dirndl immer recht dunkel und mit klassischem „Münchner“ Ausschnitt. (Das heißt das Mieder hat einen tiefen Ausschnitt)
Ich wollte mich daher bei meinem neuen Dirndl mal an einem hochgeschlossenen Schnitt versuchen und helle, leichtere Stoffe verwenden.
Baumwolle, Leinen & Wolle
Für das Mieder und den Rock hatte ich vor einiger Zeit im Stoffladen einen tollen cremefarbenen gestreiften Leinenstoff entdeckt.
Der Schürzenstoff aus Woll-Jacquard ist von der Firma Höfer
Webseite aus Prien am Chiemsee. Die Firma habe ich vor einiger Zeit entdeckt und mittlerweile habe ich dort schon einige Trachtenstoffe gekauft.
In dem Bayerischen Familienunternehmen werden die Stoffe tatsächlich noch vor Ort produziert.
Die Knöpfe und Schürzenschließe habe ich bei der Trachtlerei
Webseite bestellt.
Das Mieder ist mehr als die halbe Miete
Das schwierigste beim Dirndlnähen ist es, das Mieder so anzupassen, dass es wirklich perfekt wie eine zweite Haut sitzt.
Wenn man bei der ersten Anprobe das Gefühl hat „Oh Gott, wie soll ich das jemals zu bekommen !?? “ dann ist es meistens genau richtig.
Den Schnitt vom Mieder habe ich mir anhand mehrerer Schnittmuster und bestehender Dirndl von mir selbst zusammengezimmert.
Die Grundkonstruktion der diversen Miederschnitte unterscheiden sich dabei oft nicht sehr.
Das Vorderteil besteht meist aus vier Teilen mit Prinzessnaht und der Rücken ist meist aus drei Teilen mit einer Wiener Naht zusammengesetzt.
Nachdem ich einen recht kurzen Oberkörper habe, sind bei mir tendenziell alle Schnitte immer zu lange am Rücken.
Wichtig ist dass die Taillennaht auch immer genau in der Taille sitzt.
Im nachhinnein habe ich auf den Fotos gesehen,dass das Dirndl mittlerweile hinten Falten wirft.
Das Dirndl habe ich kurz nach der Geburt von meinem Sohn genäht - anscheinend habe ich in der Zwischenzeit etwas abgenommen.
Ich muss es nochmal enger nähen, dann sollte das behoben sein.
Ein gutes Dirndl zeichnet sich auch dadurch aus, dass das Mieder an den Seitennähten so verarbeitet ist, dass es sich leicht enger und weiter machen lässt.
Gefaltet, gereiht oder gestiftelt
Wenn das Mieder fertig ist, dann ist das schwierigste schon geschafft.
Der Rock besteht meist nur aus 2 rechteckigen Stoffbahnen (meist je 140cm breit Aufgrund der Webbreite der Stoffe)
Diese werden zusammengenäht und dann entweder gereiht oder in Falten gelegt.
Bei den traditionellen Trachten werden die Röcke sogar gestiftelt, sprich mit Hanselband (das auch für die Schürzen verwendet wird) per Hand in mehreren Reihen eingereiht.
Ich persönlich lege meine Röcke immer in Falten, da ich finde, dass das nicht so aufträgt. Um die perfekte Faltengröße zu ermitteln, gibt es eine Formel – das erkläre ich euch aber mal in einem gesonderten Blogpost.
Worauf ich auch nie verzichten würde, ist eine Tasche in den Rock mit einzunähen. Das ist einfach superpraktisch.
Die Schürze: mit Schleiferl oder Schließe ?
Mit der Schürze setzt man beim Dirndl den Hauptakzent.
Durch sie verändert man das komplette Erscheinungsbild – Edel mit einer Hand gestiftelten Schürze aus Seide mit einer tollen Trachtenschließe oder eher schlicht aus Baumwolle mit einfachen Bindebändern zum Schleiferl gebunden …
Den bayerischen „Geheimcode“ kennt ihr ja ?
- Schleife links - Single
- Schleife rechts – Verheiratet, bzw. vergeben
- Schleife mittig – "Jungfrau"
- Schleife hinten - Verwitwet
Mittlerweile sind die Trachtenschließen immer beliebter geworden und auch ich bin ein Fan davon, weil man damit immer einen schönen Akzent setzen kann.
Zudem entgeht man der Not sich für einen Beziehungsstatus entscheiden zu müssen ;o)
Meine genaue Anleitung wie man sich eine Dirndlschürze selbst nähen kann findet ihr
hier
Habt ihr schon mal ein Dirndl selbst genäht?
Wenn ihr Fragen zu dem Thema habt könnt ihr mir gerne schreiben.
Scahut euch auch mein Tutorial zum Nähen einer Dirndlschürze an
Hier
Denn selbst wenn man sich ein komplettes Dirndl noch nicht zutraut, eine Schürze zu nähen ist nicht schwer und man hat damit schon einen tolles Upcycling für ein altes Dirndlkleid
2 Comments
Guten Tag!
Die Dirndl werden in der Regel für Frauen genäht, die ca. 167 groß sind. Ich bin 161 groß. Dadurch bildet sich eine Falte hinten ( Rücken)am Mieder. Meine Rückenlänge beträgt 38 cm.
Wie kann ich den Mieder kürzen?
Vielen Dank im Voraus
Lilli
Guten Tag Lilli,
Wenn das Dirndl fertig genäht ist, müsste man den Rock abtrennen, das Mieder um die entsprechenden cm einkürzen und den Rock dann wieder annähen.
dabei ist darauf zu achten, dass sich dann der Taillenumfang meistens auch etwas verändert. Man muss den Rock dann gegebenenfalls noch einmal neu einreihen, bzw. in Falten legen.
Bei einem Schnittmuster einfach am unteren Miederrand die cm wegnehmen und entsprechend zuschneiden.
Viele Grüße,
Sabine